Eine unabhängige Finanzberatung zeichnet sich dadurch aus, dass der Berater keine Produkte oder Dienstleistungen einer bestimmten Bank, Versicherung oder einer anderen Institution bevorzugt und empfiehlt. Der unabhängige Finanzberater greift auf eine breite Palette an Finanzprodukten und -dienstleistungen zurück, die am besten zu den Bedürfnissen und Zielen seiner Kunden passt. Hierfür wird die Situation des Kunden individuell analysiert. Soweit zumindest die Theorie …
Inhaltsverzeichnis
ToggleVergütung von Finanzberatern in Deutschland
In Deutschland gibt es verschiedene Vergütungsmodelle, von denen einige im Folgenden beschrieben werden:
- Provisionen: Einige Finanzberater erhalten Provisionen für an Kunden verkaufte Finanzprodukte. Die Höhe der Provision hängt in der Regel von der Art des Produkts und dem Abschlussvolumen ab.
- Honorarbasierte Vergütung: Hierbei wird der Finanzberater direkt vom Kunden bezahlt, in der Regel durch ein Honorar oder eine Gebühr. Die Höhe des Honorars wird vorab vereinbart und hängt von der Art und dem Umfang der Beratung ab.
- Kombinierte Vergütung: Einige Finanzberater bieten eine Kombination aus Provisionen und honorarbasierten Vergütungen an. In der Regel wird der Kunde darüber informiert, wie der Finanzberater vergütet wird.
Im Beitrag “Kalkulation weiterer Ergebniskomponenten” im Buch “Wertorientierte Banksteuerung*” ist nachvollziehbar beschrieben, mit welchen Geschäften im Finanzsektor Provisionen generiert werden. Die Provisionsberatung ist die am weitesten verbreitete Form der Finanzberatung. Auch alteingesessene Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken erhalten für die Vermittlung von Finanzprodukten wie etwa Bausparverträgen Provisionen.
Jeder Finanzberater, der in Deutschland einzelne Finanzprodukte vertreiben möchte, muss sich registrieren. Das Vermittlerregister der DIHK erlaubt die Überprüfung einzelner registrierter Finanzberater. Zudem stehen weitere Statistiken zu registrierten Finanzberatern zur Verfügung. Im Januar 2023 waren lediglich 306 Honorarberater und Vergleich dazu 39.949 Finanzanlagevermittler registriert. Es wird deutlich, dass die Honorarberatung in Deutschland eine untergeordnete Rolle spielt.
In der breiten Bevölkerung ist die Nachfrage nach einer Finanzberatung auf Honorarbasis gering. Aus diesem Grund bieten einige Finanzberater nicht nur die seit 2014 bestehende Beratung auf Honorarbasis an sondern überlassen den Kunden die Wahl. Dabei muss Finanzberater, der sowohl auf Honorar- als auch auf Provisionsbasis berät, sicherstellen, dass er die Interessen des Kunden stets in den Vordergrund stellt und keine Empfehlungen ausspricht, die ihm selbst höhere Provisionen einbringen. Es ist auch wichtig, dass der Berater dem Kunden vollständige Transparenz über seine Vergütung bietet und ihn über alle möglichen Interessenkonflikte informiert.
Kosten für die Finanzberatung
Wenn man über die Entlohnung des Finanzberaters nachdenkt, kommt es allerdings zu einem Dilemma. Bei der Vergütung auf Provisionsbasis besteht die Gefahr, dass der Finanzberater nicht das Finanzprodukt empfiehlt, das am besten zu den Bedürfnissen des Kunden passt sondern dem Finanzberater die höchste Provision einbringt. Wie viel Provision ein Finanzberater allerdings erhält, ist nicht einfach zu sagen. Normalerweise erhalten Finanzberater eine Bestandsprovision in Höhe von ungefähr 0,3 bis 0,8 Prozent je Vertrag, den sie betreuen. Allerdings erhalten sie zusätzliche einmalige Provisionen für die Vermittlung, so sind es bei Investmentfonds oft rund 5 Prozent der angelegten Summe.
Die Honorarberatung kostet in etwa pro Stunde 150 bis 250 EUR. Dabei ist es so, dass einige Fragen rund um das Konto oder ein Tagesgeldkonto schnell geklärt sind. Allerdings kann eine Beratung im Kontext des langfristigen Vermögensaufbaus auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Dies kann dann auch schnell teuer werden, wenn der Kunde eine umfassende Beratung erhält.
Man kann also nicht pauschal sagen, ob eine Beratung auf Honorar oder Provision eine unabhängige Finanzberatung im Interesse des Kunden ist. Grundsätzlich kann ein Finanzberater sowohl bei der einen Variante als auch bei der anderen mehr im eigenen Interesse arbeiten.
Unabhängige Finanzberatung – Was ist besser Honorar oder Provision?
Das habe ich mit meinen Studierenden im Modul Finanzierung & Investition im Digitalen Live-Studium an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management, den Mitgliedern im Bundesverband Deutscher Volks- & Betriebswirte (bdvb) und weiteren Interessierten am 02.05.2023 diskutiert. Hierzu haben mein Verbandskollege Falko Block, auch bekannt aus dem Fit4Trading – Der Podcast, und ich Stefan Schießer von der Frankfurter Honorarberatung als Gesprächspartner gewonnen.
Wir haben viele Fragen diskutiert:
- Wie leicht verdienen Finanzvermittler ihr Geld und warum?
- Wie viel Provision bekommt ein normaler Bankangestellter?
- Wer zahlt die höchsten Provisionen?
- Wann ist ein Finanzberater sinnvoll?
- Was kostet eine Finanzberatung allgemein?
- Wer bietet eine kostenlose Finanzberatung an?
- Wo erhalte ich eine kostenlose Finanzberatung?
- Welches Modell ist passender für junge Leute?
Wie anfangs geschrieben, ist unabhängige Finanzberatung in der Theorie ein einfaches Thema … Der Fokus der unabhängigen Finanzberatung liegt auf der Bereitstellung von objektiven, unvoreingenommenen Ratschlägen, die ausschließlich im besten Interesse des Kunden liegen. Der Berater arbeitet eng mit dem Kunden zusammen, um dessen finanzielle Situation zu verstehen und seine Ziele und Bedürfnisse zu identifizieren. Basierend auf diesen Informationen entwickelt der Berater eine individuelle Finanzplanung und empfiehlt Produkte und Dienstleistungen, die dem Kunden dabei helfen, seine Ziele zu erreichen. Die Ausführungen verdeutlichen aber, dass es in der Praxis nicht so einfach ist und Interessenskonflikte bestehen. Diese werden auch politisch nicht abgebaut, da beispielsweise Beratungsgutscheine oder dergleichen für Berufsstarter nicht existieren.
*Affiliate Link / Anzeige